Wien (Culinarius) – Der Burger ist schon seit längerer Zeit nicht mehr nur ein Fastfood-Produkt, sondern gilt durch Verwendung bester Zutaten als salonfähig. In Wien bietet die „Swing Kitchen“ in der Schottenfeldgasse und in der Operngasse vegane Burger, Wraps, Salate, Dips und Süßigkeiten – alles nach Rezepten von Frau Schillinger hergestellt, die für ihren Mann, einen sich seit 1988 vegetarisch, 10 Jahre später ausschließlich vegan ernährenden Broker und Gastwirt im elterlichen Betrieb, den Genuss der traditionellen Gerichte auch auf pflanzlicher Basis erhalten wollte.
Charly Schillinger sollte auf Wunsch seines Vaters eine Kochlehre absolvieren, musste aber bereits nach 3 Wochen diese Ausbildung abbrechen, da er bei einem Wettkochen die Rehe, die eigentlich geschlachtet und verarbeitet werden sollten, aus Mitleid heimlich freiließ. Nach diesem Rettungseinsatz änderte er seine Pläne und wollte nach Abschluss der Lehre als Kellner und Bar-keeper in diese Richtung weitermachen. Als er sich dazu entschloss, eine Barkeeper-Schule auf den Bahamas zu besuchen, hinderte ihn der Tod seines Vaters daran. Er unterstützte seine Mutter in dieser schwierigen Zeit und arbeitete erfolgreich als Broker. Seine Frau erprobte schon damals gerne im Freundeskreis ihre veganen Rezepte, nach dem Tod von Schillingers Mutter fiel die Entscheidung, den elterlichen Gasthof zu übernehmen, auszubauen und sich ausschließlich auf vegane Zubereitung von Speisen zu konzentrieren.
Schon zu diesem Zeitpunkt sei beiden klar gewesen, dass sie mit dieser Küchenlinie mehr als nur den eigenen Betrieb erreichen wollten. Das vegane Seitan-Schnitzel entwickelte sich zum ganz großen Erfolg, dem viele weitere folgen sollten, heute „pilgern“ viele Anhänger der veganen Ernährung nach Großmugl, um die Köstlichkeiten ohne tierische Produkte zu genießen.
Nach dem Entschluss, die Erfahrungen im eigenen Gasthof auf eine höhere Ebene zu stellen, wählten die Schillingers den Weg in die gehobene Systemgastronomie: Während McDonald´s sich als Burger-Fabrik positioniert, will die „Swing Kitchen“ die Manufaktur sein, die sich schon mit dem Namen sowohl positiv stimmender Musik als auch neuen Erfahrungen zuwendet, erklärt uns Irene Schillinger. Durch die lange Entwicklungszeit der veganen Linie und wohl auch durch die persönlichen Essensvorlieben der Familie sei eine authentische Marke entstanden, die die meisten verarbeiteten Lebensmittel aus der Umgebung beziehe und der Nachhaltigkeit im Umgang mit der und Fairness gegenüber Mitarbeitern besonders viel bedeuten.
Das Geschäftskonzept werde sehr gut angenommen, in Wien gibt es derzeit zwei Lokale, ein weiteres in der SCS wird noch heuer eröffnet, Pläne gebe es auch für Graz und Berlin. Das Publikum für diese Lokale sind urbane, gut ausgebildete Menschen zwischen 20 und 40, darunter viele Frauen, die sich zu 80% nicht vegan und zu 50% nicht ausschließlich vegetarisch ernähren, aber vor allem neugierig auf die kulinarischen Möglichkeiten von Speisen auf rein pflanzlicher Basis sind.
Man wolle für die Gäste wie bereits im Gasthof die Schwelle möglichst niedrig ansetzen, erklärt Charly Schillinger, der gemeinsam mit seiner Frau Pionierarbeit auf diesem Gebiet leistet, und an gewohnte Ernährungsweisen anknüpfen, um die Menschen schrittweise von der Qualität des gesunden Genusses zu überzeugen . Der Erfolg scheint der Linie – Leben zu respektieren, die Umwelt zu schonen, Ressourcen zu sparen und sich dabei vitaminreich zu ernähren – Recht zu geben!
Fotocredit: Katharina Sosulski