Was braucht es um einen guten Eissalon zu führen?
Eine Portion pfeffriges Selbstbewusstsein, eine Prise Charme, das alles verfeinert mit einem Gran lässiger „Coolheit“. Der neue Eissalon sweet hell hat mithilfe dieser Zutaten eine Eis-oase mitten im 19. Bezirk geschaffen, und das alles neben Großstadttumult und Verkehrsrodeo. Eissalons gibt es in Wien wohl überall, vor allem Ketten wie Zanoni, Veganista oder Bortolotti sind ein großer Anlaufpunkt im Sommer, wenn sich Touristen und Einheimische nach einer kühlen, süßen Erfrischung sehnen. Doch, ganz gleich wo man hingeht, das Eis ist lecker, aber geschmacklich sehr ähnlich. Nicht so in dem neuen Eissalon sweet hell! Nach einem Schlecken des Mango-Eises schmeckt man bereits Qualität und intensives Fruchtaroma, doch wieso?
Das Erfolgsrezept zu einem guten Eis, ist nicht nur eine gute Vermarktung, Mundpropaganda oder eine gute Lage. Das sweet hell setzt auf andere Methoden. Selbstverständlich spielt Werbung auch eine Rolle, doch primär punktet der Eissalon durch sein einzigartiges Konzept: Eisgenuss vom Feinsten mit Wohlfühlfaktor im Eissalon. Der Gast soll keinen Schnellwechsel vollziehen, sein Eis bestellen und sich „verhuschen“ sondern sweet hell lädt zum Verweilen ein. Der Fokus liegt auch auf dem Geschmack: „ Ich versuche ein Eis zu produzieren, dass doch um einiges weniger süß ist, dafür nehmen wir auch höhere Produktionskosten in Kauf, verwenden auch andere Produkte und Materialien, aber ich glaube das schmeckt man auch. Wir machen auch einige kreativere Sorten wie Weineis, Biereis, und auch Sorten wie Himbeere Basilikum, Zweigelt Rosé, aber wir machen nicht jeden Blödsinn mit. Die Kreativität ist dennoch nicht ausgeschöpft. Ich träume auch noch von einem salzigen Eis, auch von kräuterlastige Sachen. Aber die klassischen Eissorten, haben wir natürlich immer da. Ausprobieren tun wir dennoch gern.“ Das bedeutet, dass der Geschmack und die Qualität im Vordergrund stehen. Deshalb werden für das Fruchteis frische Früchte und reines Fruchtfleisch zur Herstellung der kühlen Götterspeise verwendet. Die Tüten, vor allem die Zerberus Waffeln (Egloo) – eine Traum von einer luftigen Waffel – werden alle von Hand gefertigt. Auf Pappbecher wird verzichtet. „Wir wollen kein Altpapier produzieren und noch mehr Müll schaffen, sondern das Eis in eine frische Waffel packen.“ Damit das alles auch transparent abläuft, sieht man hinter der Glasvetrine dem Meister höchst persönlich – Bachofen von Echt – bei der Arbeit zu. Dadurch wird der Kunde unmittelbar in den Prozess der Herstellung miteinbezogen. „Unser zentraler Fokus ist eine Schauproduktion. Die Leute sollen sehen, wie das Eis gemacht wird. Das ist hier leider nur peripher möglich. Wir haben ein großes Poolauge bei der Küche, da kann jeder durchschauen aber in Straßhof, da bauen wir derzeit ein zweites Geschäft auf, gibt es eine 8 m² große Scheibe, wo die Leute direkt vor der Produktion sitzen und sehen, wie das Eis gemacht wird. Bei allen anderen wird das sehr verschleiert und im Hinterkammerl gemacht. Der Kunde weiß und sieht nicht, was da reinkommt. Hier kann er es von Anfang bis zum Ende mitverfolgen.“
Sweethell unterscheidet sich also im Konzept von anderen Eissalons. Doch beim Betreten des Lokals, spürt man, dass noch etwas anders ist. Nach etwas Grübelei, merkt man, dass es die Atmosphäre ist. Ein freundliches, vertrautes Ambiente umschmeichelt die Seele des Gastes. Vielleicht liegt es daran, dass sweethell Großteiles ein Familienbetrieb ist. Bachofen von Echt und seine Frau bilden ein wunderbares Team, dass sehr unterstützend wirkt. Wenn der eine Partner etwas nicht kann, kann es der andere und umgekehrt. Also eine perfekte Symbiose, die für Harmonie und ein ausbalanciertes Gleichgewicht im Betrieb sorgt. Das spiegelt sich sehr stark im Klima des Unternehmens wieder. Trends werden hier nicht krampfhaft verfolgt. Sweet hell schafft seine eigenen Trends, erfindet neue Eissorten und habt dadurch auch Wiedererkennungswert.
Das Lokal befindet sich in den Stadtbahnbögen und fällt durch sein Design auf; es ist ein Glaskomplex, dass einen knackigen Kontrast zu den rötlichen Ziegeln bildet. Doch wieso die Lage? „ Wir waren schon im Besitz dieses Lokals und die Frage war dann: Riskieren wir es oder nicht? Nachdem es hier auch keinen Eissalon in der Umgebung gibt und ein relativ starker Verkehrsknotenpunkt da ist, sind wir das Risiko dann eingegangen. Doch es hat sich ausgezahlt, vor allem wenn man das Gesicht eines kleines Kindes sieht und wie es sein Schokoeis mit seinen funkelnden Augen isst. Die Hälfte des Eises landet eh im Gesicht aber der Moment ist einfach wunderbar.“
Fotocredits: Sweet Hell