Wien (Culinarius) – Wenn man an die renommiertesten Weingüter Österreichs denkt, sollte der Name Bründlmayer auf keinen Fall fehlen. Seit Jahrzenten steht der Familienbetrieb in Langenlois, 70km nordwestlich von Wien, national wie international für beste Weinqualität in gehobener Preisklasse. Die wichtigste Rebsorte für den Weinbetrieb bildet der Grüne Veltliner, wobei auch allerlei Rot- und Süßweine abgefüllt werden. Spezialitäten des Weinguts wie der Chardonnay und die Burgundersorten lassen Weinschmecker-Herzen höher schlagen, aus denen außerdem der hervorragende Schaumwein „Bründlmayer Brut“ und seine kleine Schwester „Brut Rosé“ entstehen.
Angeführt wird der Familienbetrieb von Willi Bründlmayer, der das Weingut 1981 von seinem Vater übernommen hat und es mit blühendem Ideenreichtum gemeinsam mit seiner Frau Edwige zu großem Erfolg führte. Mehrfach ausgezeichnet wurde er unter anderem von Falstaff und internationalen Fachmagazinen: Das amerikanische „Wine & Spirits“ krönte Bründlmayer fünf Mal in Folge zur „Winery of the year“. Die „Financial Times“ bezeichnete ihn als „Leuchtfeuer für den österreichischen Weinbau“ und das britischen Weinmagazin „Decanter“ listete ihn zur Jahrtausendwende unter den 50 Persönlichkeiten, „die in den nächsten Jahrzenten das Gesicht der Weinwelt verändern werden“.
Trotz seines ansehnlichen Lebenswerkes und zahlreichen Auszeichnungen scheint Willi Bründlmayer jedoch alles andere als überheblich. Selbstbewusst, aber bodenständig erzählt er im Interview mit Gastronews Wien über sein erfolgreiches Geschäft, den bedeutendsten Moment in seiner Karriere und seinen sehnlichsten Wunsch.
Gastronews Wien: „Seit 1981 betreiben Sie das Weingut Bründlmayer, wie haben sich die Zeiten in Ihrem Geschäft verändert?“
Bründlmayer: „Als ich in das Geschäft eingestiegen bin, war die Zeit geprägt von zunehmendem Wohlstand und der Tendenz zu feinerem Wein. Nach dem Weinskandal 1985 stiegen die qualitätsorientierten österreichischen Weinbauern wie Phönixe aus der Asche empor. Seitdem läuft es kontinuierlich gut: Die schlechten Weine sind weg, die Ära der guten Weine ist angebrochen. Es kam zu einem gesellschaftlichen Aufstieg der Winzer – wir genießen heute einen Status, den wir damals noch nicht innehatten. Ich freue mich, dass so ein reges Interesse an feinem Wein besteht, vor allem bei den jungen Leuten, die sich über Online-Blogs austauschen.“
„In welche Auslandsmärkte exportieren Sie und welche sind die Wichtigsten?“
Bründlmayer: „Die Wichtigsten sind natürlich die umliegenden Märkte wie Deutschland und die Schweiz. Auch USA, Skandinavien und England sind wichtig. Außerdem exportieren wir in weitentfernte Länder wie Brasilien und Japan.“
„Was macht Ihr Weingut so erfolgreich?“
Bründlmayer: „Wir sind erfolgreich, weil wir eine extrem präzise und beständig-sorgfältige Arbeit leisten. Wir haben herausragende Lagen in Langenlois, die wir seit Jahrzehnten hegen und pflegen: beispielsweise werden seit 40 Jahren keine chemische Düngemittel sondern nur natürlicher Kompost auf unsere Böden aufgebracht. Das, was wir machen, machen wir mit größter Hingabe.“
„Wofür geben Sie Ihr Vermögen gerne aus?“
Bründlmayer: „Ich habe keine teuren Hobbys, für die ich viel Geld ausgeben würde. Das, was ich verdiene, wird ins Weingut reinvestiert, da immer irgendetwas anfällt.“
„Sie sind nun 64 Jahre – ist es an der Zeit, in den Ruhestand zu gehen?“
Bründlmayer: „Ich gehe kleine Schritte zurück und überlasse nach und nach das Weingut meinen Kindern und den engagiertesten Mitarbeitern. So wird zum Beispiel ‚Master of Wine’ Andreas Wickhoff dieses Jahr zum Teil der Geschäftsführung, sodass es in jeder Altersklasse einen Ansprechpartner geben wird.“
„Wie wichtig ist es Ihnen, dass das Weingut Bründlmayer im Familienbesitz bleibt?“
Bründlmayer: „Rein genetisch ist mir das nicht wichtig, das Weingut soll bloß sorgfältig weitergeführt werden. Ich möchte, dass meine Kinder Freude daran haben, dränge sie aber nicht dazu, meinen Betrieb zu übernehmen.“
„Welchen Rat geben Sie Ihren Söhnen im Arbeitsleben mit?“
Bründlmayer: „Das Herz muss immer dabei sein.“
„Haben Sie denn alles erreicht, was Sie erreichen wollten?“
Bründlmayer: „Darüber mache ich mir eigentlich keine Gedanken, ich setze mir keine Mega-Ziele im Leben, sondern gehe von kleinen Tageszielen aus. Wobei man natürlich nie ganz zufrieden ist. Ich werde nie sagen können, dass alle Ziele erreicht sind, aber das wäre ja auch traurig. Stellen Sie sich vor, dass alle Ziele erreicht wären, dann hätte meine Arbeit ja gar keinen Sinn mehr.“
„Wie lautet Ihr sehnlichster Wunsch?“
Bründlmayer: „Also wenn ich mir etwas von einer Fee wünschen dürfte, dann wäre das, dass alle meine Lieben gesund bleiben. Denn als die schlimmste Bedrohung sehe ich das körperliche Leiden.“
„Wenn Sie auf Ihre Winzerkarriere zurückblicken, welcher Moment war für Sie der bedeutendste?“
Bründlmayer: „Meine Übernahme 1981 war definitiv der dramatischste Moment. Mein Vater erlitt damals einen Schlaganfall und ich kannte mich in seinen Unterlagen nicht aus. Vieles war schwer lesbar und ich musste versuchen, das Puzzle zusammenzusetzen. Mein Einstieg ins Geschäft war also definitiv der schwierigste Schritt für mich. Ich war einfach nicht genug vorbereitet auf den Job, weil ich das Leben zuvor viel zu leichtgenommen hatte. Mein Vater erholte sich schnell, die Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe war mein größter Erfolg.“
„Sie wurden mehrfach national sowie international ausgezeichnet, was verlieh Ihnen die größte Ehre?“
Bründlmayer: „Das ist schwer zusagen… Besonders stolz war ich zur Jahrtausendwende, als das englische Magazin ‚Decanter’ eine Liste herausgab mit den wichtigsten Weinpersönlichkeiten für das nächste Jahrtausend und ich meinen Namen darunter entdeckte. Aber kleine Freuden, die ich den Menschen bereite, machen mich genauso glücklich wie große Auszeichnungen. Wenn Leute auf mich zukommen und erzählen, wie gut ihnen unser Wein geschmeckt hat, dann freue ich mich genauso wie über eine Ehrung im Falstaff.“
„Welchen Herausforderungen begegnen Sie im Weinbau?“
Bründlmayer: „Das Wetter ist natürlich die größte Herausforderung. Jede Jahreszeit bringt eine andere Problematik. Die Natur hat eine ungeheure Kraft, mit der wir irgendwie umgehen müssen.“
„Wie stehen Sie zu Konkurrenten?“
Bründlmayer: „Sehr positiv. Als ich in das Geschäft eingestiegen bin, hatte ich das Gefühl, dass die Winzer eigentlich nur aus Neidern bestehen. Jeder hat behauptet, er hätte den besten Wein. Wir sitzen doch alle im selben Boot, denke ich mir, deshalb müssen wir zusammenarbeiten. Aus diesem Grund gründete ich gemeinsam mit Freunden und Kollegen die Vereinigung der österreichischenTraditionsweingüter.“
Fotocredit: Weingut Bründlmayer