Wien (Culinarius) Das Weinviertel trägt seinen Namen ja zurecht: Ein Großteil der landwirtschaftlichen Fläche dieser Niederösterreichischen Region wird für den Weinbau genutzt. Bekanntestes Produkt und weit über die Grenzen hinaus ist der DAC. Aber wie sieht es mit dem Rotwein hier aus? Niki Windisch aus Groß Engersdorf geht auf seinem Weingut und im Topheurigen Windisch neue Wege für die Region.
Rund um Wolkersdorf bei Wien zeigt die Landschaft ein vielfältiges Bild: sanfte Hügelketten sind gesäumt von großzügigen Ackerflächen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber schnell wie viel Weinbau hier betrieben wird.
Einer dieser Weinbauern ist der junge Niki Windisch. Seit frühesten Kindertagen faszinierte ihm der Weinbau. Der Vater, in der Umgebung liebevoll „König von der Leithen“ genannt hatte mit dem Weinbau begonnen und Niki beobachtete schon in der Jugend genau was dort passierte.
Die „Leithen“ zählt auch heute zu den Lieblingslagen des jungen Weinbauers. Weinbauer, Winzer, Weinhauer. Auf die Frage, welche Bezeichnung ihm am liebsten wäre antwortet Niki klar: „Ich bin Weinbauer! Ich stehe im Weinberg, schneide, säubere und pflege. Ein Winzer verbringt in meiner Definition sehr viel Zeit in der Vermarktung des Endproduktes. Ich aber bin die meiste Zeit dort, wo der Wein entsteht: im Weinberg.“
Wo der Wein entsteht: Also machen wir uns auf den Weg gerade eben dort hin. Sofort auffällig: Der Stock sieht anders aus als der des Nachbarn. Mehr noch, er sieht anders aus als die meisten Stöcke. „Beim Windisch is ollas scheena!“ schreit mir eine junge Weinbäuerin zu als ich sie nach der Lage eines bestimmten Weingartens frage, um ihn zu fotografieren.
Aber was ist schöner? Einerseits sind es die Pflanzen selbst, andererseits ist es auch der Bodenbewuchs. Die Windischen Weinstöcke schmücken unterschiedlichste Arten von Klee, Kräutern und Gräsern. Lavendel gedeiht in voller Pracht und der Rotklee gibt dem Weingarten gemeinsam mit dem Mohn einen roten Schimmer.
Alles mit tieferen Sinn: Nur für das Auge? Absolut nicht. Alles was Niki Windisch im Weingarten tut hat einen tieferen Sinn. Der aufwendige und kostenintensive Besatz mit eben erwähnten Kräutern und Pflanzen hält die Feuchtigkeit, „zwingt die Reben tiefer zu wurzeln, gibt natürlich Stickstoff in den Boden ab und schützt vor Erosion. Aber auch die seltsamen Flecken auf den Stangen und Pfählen haben ihren Grund. Der Tierliebhaber Niki: „Wildverbiss ist für uns ein echtes Problem. Gerade im Frühjahr kann ein Rudel Rehe schnell einen ganzen Weingarten ruinieren. Früher half man sich da mit, in Netzen aufgehängtem Menschenhaar. Oder eben auch mit Schweineblut. Die geruchssensiblen Wildtiere nehmen diesen Geruch als Warnung und bleiben daher dem Garten relativ fern. Zumindest bis zum nächsten Regen.“ Niki grinst….
Das Weinviertel verfügt zwar über außergewöhnlich viele Sonnenstunden, man kann sich aber vorstellen, wie oft der Weinbauer daher in den Weingarten muss.
Die Spuren des Weinbauers: „Genau das ist der beste Dünger, den man sich vorstellen kann.“ sagt Niki Windisch „Die Spuren des Bauern im Weingarten machen sich auch bei der Qualität bemerkbar.“
Eine Philosophie die sich auch in Niki Windisch Logo festgesetzt hat. Die Fußabdrücke des Weinbauern im Garten zieren jede Flasche. Sie sind das Symbol für seine Art des Weinbaus.
Ganz hervorragend kommen die kuperfarbenen Fußabdrücke auf den dunkelroten Etiketten der Rotweine zur Geltung. Die Liebe die Niki Windisch seinen Weinpflanzen angedeihen lässt, spiegelt sich in der Qualität der Rotweine wieder.
Nur die besten Trauben: So ist beispielsweise der Anaconda, ein Cuveé aus 35% Zweigelt, 45% Blaufränkisch und 20% Merlot zum Einem ein Ergebnis des feinen Gaumens des Weinbauers, zum anderen aber ganz bestimmt auch den unzähligen Stunden in den Weingärten zu verdanken. Was im Frühjahr bei der Obsorge beginnt endet nicht wirklich im Herbst bei der Ernte, findet seine Fortsetzung im Keller. Aber so wie bei allen Vorarbeiten sieht Niki Windisch es auch bei der Lese: „Viele unserer Helfer, die oft schon lange Erfahrung haben, müssen umlernen, wenn sie das erste Mal mit uns lesen.“ erklärt Windisch „Nur die besten Trauben kommen in den Trog, was faul ist wird herausgeschnitten und was unreif ist bleibt hängen.“ Das bedeutet natürlich auch, dass die Ernte nicht mit einem Durchgang getan ist.
Der ruhige aber selbstsichere Mann weiß um die Qualität seiner Böden und achtet auch darauf, dass ihr Potential optimal genutzt wird. Gelernt hat er viel in der Obst- und Weinbauschule Klosterneuburg, sehr viel von erfahrenen Winzern. „Das meiste aber lerne ich auch heute noch im Weingarten selbst. Man muss schauen, beobachten und verstehen lernen. Der Weinstock erzählt alles. Nur verstehen muss man ihn lernen.“
So baut Niki Windisch seine Weine ganz gezielt dort an, wo er das größte Bodenpotential für eine Sorte sieht. Selbst seine Lieblingslage, die Leithen, teilt er in verschiedene Segmente der Qualität. Die steile Hanglage, den noch akzeptablen auslaufenden Hang und den Fußbereich in dem einfach zu viel Wasser ist.
Anerkennung: Der Aufwand den Niki Windisch im Weingarten betreibt, nimmt auch die Öffentlichkeit und immer mehr auch Fachjurien zur Kenntnis. Mehrfach wurden seine Weine hoch ausgezeichnet. So hoch, dass sie eindeutig zu den Besten der Region, ja sogar zu den Topweinen Österreichs zählen. Die Weine nehmen immer wieder die 90 Punkte-Marke bei Falstaff(z.B. Merlot 2011 – 2. Platz und 94 Punkte), erringen tolle Punkte bei Álacarte und werden mehrfach von Vinaria als bemerkenswert bezeichnet.
„Letztendlich aber müssen sie schmecken. Gewinnen will ich vor allem beim Konsumenten, beim Weinliebhaber, der den Wein als Begleiter eines guten Essens, als Genuss schlecht hin oder als Aufmunterer sieht. An alle drei richtet Windisch auch sein Angebot als Topheuriger in seinem Heimatort Groß Engersdorf.
„Ausg´steckt is“: Bis zu 6 mal im Jahr hat der weitläufig bekannte Heurige „Aus´gsteckt“ und begeistert neben den Weinen auch mit gut abgestimmten kulinarischen Köstlichkeiten für jung und alt. Unter gemeinsamen Führung mit seiner Frau Sabine entwickelt Niki Windisch ganz saisonal Köstlichkeiten wie Weinviertler Tafelsülzchen oder Wildbrettaufschnitte, kreiert Leckereien wie mit 80% Lindtschokolade zubereitete Schokotörtchen oder die fast schon legendäre gebackene Topfentorte. Neben dem angenehmen Ambiente des Heurigenlokales ist Niki auch die Optik der Speisen wichtig. Wer immer mit Nikis Weinen zu tun hat, der soll seine Liebe zum Detail und seinen Blick fürs große Ganze spüren.
Und so verlässt man auch das Weingut Niki Windisch. Zufrieden und voller Aromen, mit ein paar guten Weinen unterm Arm und vielen Geschichten für Freunde. Und ein Bild von einem jungen niederösterreichischen Weinbauern aus dem Weinviertel, der mit breitem Lachen hinter der Schank steht und stolz seinen ausgezeichneten Wein zur Verkostung anbietet.
Fotocredit: Windisch