Wien (OTS) – 29.9.2014 – In Österreich werden pro Kopf und Jahr acht Kilogramm Kaffee konsumiert. Das sind 2,9 Tassen täglich. In neunzig Prozent der heimischen Haushalte wird Kaffee regelmäßig getrunken, am häufigsten in der Früh als Muntermacher. Genauso beliebt ist der Genuss in einem Kaffeehaus.
Die höchste Dichte an Kaffeehäusern weist in Österreich die Bundeshauptstadt Wien mit über 2500 Betrieben auf. In diesen werden täglich 200.000 Melangen getrunken. Dies dokumentiere, so Berndt Querfeld, Obmann der Wiener Kaffeehäuser, dass sich die Menschen im Kaffeehaus wohlfühlen. Daten belegen dies.
Mehr als ein Drittel der Kaffeegenießer gehen zwei- bis dreimal, 19 Prozent sogar täglich in ein Kaffeehaus. Auch Touristen schätzen die Kaffeehauskultur. Rund 87 Prozent der Wien-Besucher lassen sich in einem der zahleichen Kaffeehäuser gerne verwöhnen.
Der Gast schätze, so Querfeld, vor allem die ansprechende Atmosphäre, bequeme Sitzmöglichkeit, die Qualität der Speisen und Getränke sowie die Kaffeevariationen.
Bevorzugte der Kaffeeliebhaber vor einigen Jahren einen starken Kaffee, gäbe es heute einen Wandel zu mehr Milch im Kaffee, dem „weißen“ Kaffee, so Querfeld. Die Wiener Kaffeehäuser sind darauf vorbereitet.
Als Pflege der Kaffeekultur bieten Wiens Kaffeehäuser in Zusammenarbeit mit EUNIC Austria am ersten Oktober Lesungen aus Werken verschiedener europäischer Literaten. Der Beginn ist jeweils um 19 Uhr.
Im Café Schwarzenberg liest Zdenka Hartmann Auszüge aus dem tschechischen Roman „Die Abenteuer des guten Soldaten Svejk im Weltkrieg“ sowie einen Text des spanischen Autors Camilo José Cela („Der Bienenkorb“).
Im Café Landtmann präsentiert Paul Matic Ljudmil Auszüge aus Stojanovs bulgarischen Erzählungen „Die Barmherzigkeit des Mars“ sowie einen Text aus dem historischen Roman „Gedenke des Zaren“ des slowakischen Autors Anton Hykisch.
Im Café Museum trägt Schauspieler Stefan Fleming „Die Offizierskammer“ des französischen Autors Marc Dugain und im Anschluss einen Auszug aus Tolstois bekanntem Werk „Krieg und Frieden“ vor.
Das Café Korb lockt mit dem portugiesischen Autor Fernando Pessoa (Gedichte und Prosatexte) sowie den beiden zypriotischen Autoren George Philippou Pierides und Gürkan Uluchan („In Erwartung“, „Ungewissheit“. „Das Achna – Quartett“), alle gelesen von Karin Lischka.
Im Café Griensteidl haben sich Deutschland und Litauen zusammengetan:
Auf Julia Frank („Lagerfeuer) folgt Sigitas Parulskis („Drei Sekunden Himmel“), beide vorgetragen von Hans Dieter Knebel.
Rumänien und Kroatien stehen im Café Restaurant Weimar im Mittelpunkt: Robert Reinagl liest „Der Wald der Gehenkten“ (Liviu Rebreanu; Übersetzung von Georg Aescht)) und „Der kroatische Gott Mars – Kriegsnovellen“ (Miroslav Krleza).
Das Polnische Institut und die Botschaft des Königreichs Norwegen zeichnen für die im Café Ministerium gelesene literarische Auswahl verantwortlich: Konstanze Breitebner trägt Texte von Ryszard Kapuscinski („Ein Paradies für Ethnographen“) und Lars Saabye Christensen („Der Halbbruder“) vor.
Die bekannte Schauspielerin Nicole Beutler wiederum liest im Café Sperl „Die rote Linie“ (Blaise Cendrars, Schweiz) und Auszüge aus „Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen“ (Peter Englund, Schweden).
Im Café Prückel liest Chris Pichler Texte der georgischen Schriftstellerin Tamta Melaschwili und des Österreichers Egyd Gstättner. Als besonderes „Zuckerl“ wird diese Lesung musikalisch untermalt.
Der Begriff „Kaffee“ kommt aus dem Arabischen und bezieht sich auf die Landschaft Kaffa im Südwesten von Äthiopien, wo der Kaffeebaum seit jeher gedieh. Nach der Marktbedeutung wird heute zwischen Coffea arabica und Coffea rubusta differenziert. Der Hochlandkaffee Arabica gedeiht ab einer Seehöhe von 800 Meter und macht rund zwei Drittel der Welternte aus. Der Anteil von Robusta-Kaffees, Anbau unter 800 Meter, beträgt rund ein Drittel. In Österreich sind sowohl der hochwertige Arabica wie auch Robusta samt Mischungen aus den beiden Pflanzen erhältlich.
Nach historischen Aufzeichnungen drang der Kaffee von der arabischen Halbinsel nach Persien vor. Schriften des persischen Arztes Al-Razi belegen, dass ungeröstete Bohnen um 900 n. Chr. als medizinisches Heilmittel
eingesetzt wurden. Die positive Wirkung des Koffeins wurde erstmals in der Schrift „Kanon der Medizin“ vom persischen Arzt und Philosoph Avicenna um 1015 dokumentiert. Der Durchbruch zum Genussmittel erfolgte um 1510 in Ägypten. 1554 etablierte sich das Kaffeetrinken mit dem Entstehen der ersten Kaffeehäuser in den Handelsstätten Damaskus und Aleppo (Nordsyrien).
In Europa entstanden die ersten Kaffeehäuser Mitte des 17. Jh.: 1647 Venedig, 1652 London, 1660 Paris und 1677 Hamburg. Acht Jahre danach öffnete in Wien das erste Kaffeehaus.
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