Winzerinnen-Portrait: Doppelte Frauenpower am Weingut „Die Schwertführerinnen“

Lisi Brandlmaier

Im Jahr 2014 gründeten Kerstin und Sigrid Schwertführer ihre eigene Weinlinie „Die Schwertführerinnen“ und bewirtschaften seither ihre eigenen Weingärten. Im Interview verraten die beiden, wie es dazu kam und warum ein Familienbetrieb eine tolle Sache ist.

Tradition trifft Innovation: Die Winzerfamilie Schwertführer aus Sooss

Seit 1898 widmet sich die Familie Schwertführer dem Weinbau in der malerischen Thermenregion Niederösterreich. In der fünften Generation führt Johann Schwertführer gemeinsam mit seinen Töchtern Kerstin und Sigrid das Familienunternehmen und bringt frischen Wind in die traditionsreiche Weinproduktion. Im Jahr 2014 gründeten die beiden Schwestern ihre eigene Weinlinie „Die Schwertführerinnen“ und bewirtschaften seither ihre eigenen Weingärten.

Qualität und Nachhaltigkeit

Mit einem klaren Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit bearbeiten die Schwertführer rund 19 Hektar Weingärten in und um Sooss. Hier gedeihen die typischen Rebsorten der Region, wobei das Hauptaugenmerk auf den weißen und roten Burgundersorten sowie der autochthonen Rebsorte Rotgipfler liegt. „Jeder Wein ist ein Unikat“, betont Kerstin Schwertführer, während sie die Philosophie des Terroirs erklärt – eine Kombination aus verschiedenen Sorten, Böden und Jahrgängen.

Wie der Vater so nicht die Töchter

Die Weingüter „Schwertführer 35“ und „Die Schwertführerinnen“ unterscheiden sich nicht nur in ihrem Namen, sondern auch in ihrer Herangehensweise an die Weinproduktion. Während die Weine von Schwertführer blitzblank und reinsortig ausgebaut werden, setzen die Schwestern auf längere Lagerung im Tank oder auf der Hefe sowie spontane Vergärung im Holzfass. Diese unterschiedlichen Methoden spiegeln sich in einem breiten Sortiment wider, das von fruchtigen bis hin zu gebietstypischen Weinen reicht.

Die Schwertführerinnen im Talk

Wie kam eure Leidenschaft zum Wein? War es immer klar, dass ihr Winzerinnen werden wollt?

Kerstin: Ja, bei mir war es immer klar. Ich wollte schon früh auf die Weinbauschule gehen. Ich habe von zu Hause aus gesehen, wie schön dieser Beruf ist – die Verbindung zur Natur, die Abwechslung zwischen der Arbeit im Freien und im Keller. Man kann sich verwirklichen und beim Heurigen direkt mit den Kunden in Kontakt treten.

Sigrid: Bei mir war es etwas anders. Zuerst habe ich die Hotelfachschule besucht und dann eine Ausbildung zur Sommelière gemacht. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich auch Weinmanagement machen möchte. Ich wollte einfach das tun, was mir Spaß macht.

War es von Anfang an klar, dass ihr gemeinsam arbeiten würdet?

Sigrid: Eigentlich hat sich das entwickelt. Mein Vater hat die Weingärten von unseren Großeltern übernommen, und als wir älter wurden, haben wir unser Interesse gezeigt. Es war eine natürliche Entwicklung.

Kerstin: Ja, ich habe 2011 in der Weinbauschule angefangen und gleich mit dem Weingarten begonnen. Es war cool zu sehen, was man selbst getan hat – das gibt einem sofort ein Erfolgserlebnis.

Wie ist das Verhältnis innerhalb der Familie?

Kerstin: Wir haben ein richtig gutes Familienverhältnis. Das Vertrauen ist da; wir können immer Fragen stellen und uns gegenseitig helfen.

Sigrid: Und beim Heurigen arbeiten wir alle zusammen als Familie. Das ist wirklich toll! Wir können unsere Weine direkt anbieten und im persönlichen Kontakt mit den Kunden stehen.

Was sind die Vor- und Nachteile, wenn man in einem Familienbetrieb arbeitet?

Kerstin: Ein Vorteil ist definitiv das gute Verständnis füreinander. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen gut.

Sigrid: Und wir haben ein tägliches Mittagessen zusammen – das ist ein wichtiger Fixpunkt für uns alle. Da besprechen wir nicht nur Termine, sondern auch private Dinge.

Wie hat sich der Weinbau in den letzten 20 Jahren verändert?

Kerstin: Man merkt schon, dass mehr Frauen im Weinbau aktiv sind. Es gibt positive Vorbilder wie Birgit Braunstein, die zeigen, dass Frauen erfolgreich sein können.

Sigrid: Aber es gibt auch Herausforderungen. Der Winzerberuf wird oft romantisch dargestellt; dabei ist es harte Arbeit mit langen Tagen und schweren Maschinen.

Wie steht ihr zur Konkurrenz zwischen den Regionen?

Kerstin: Es gibt keine echte Konkurrenz zwischen den Regionen; man kennt sich ja untereinander gut. Wenn man frei hat, besucht man andere Winzer und probiert deren Weine – es ist eher ein Austausch als ein Wettkampf.

Welche Auswirkungen habt ihr durch den Klimawandel bemerkt?

Kerstin: Definitiv! Die Erntezeiten verschieben sich zunehmend nach vorne aufgrund höherer Temperaturen. Man muss viel früher ernten als früher.

Sigrid: Und man muss intensiver darauf achten, welche Sorten wo wachsen sollten. Die Bedingungen ändern sich ständig.

Die ideale Region für tolle Weine

Die Thermenregion, bekannt für ihr mildes Klima mit rund 1800 Sonnenstunden pro Jahr, bietet ideale Bedingungen für den Weinbau. Die Böden sind geprägt von Braunerde mit hohem Kalkanteil, Lehm und Muschelkalk – perfekte Voraussetzungen für hochwertige Trauben. Zudem hat sich das Weingut erfolgreich dem Gütesiegel „Nachhaltig Austria“ unterzogen, welches nachhaltige Wirtschaftsweisen im Weinbau zertifiziert.

We are family

Neben der Weinproduktion betreibt die Familie auch einen traditionellen Heurigen, der ganzjährig geöffnet ist. Hier können Besucher nicht nur erlesene Weine genießen, sondern auch innovative Speisen probieren – von glutenfreien bis hin zu vegetarischen Optionen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das gemütliche Ambiente des Heurigen lädt dazu ein, bei hausgemachten Antipasti und süßen Kleinigkeiten zu verweilen.

„Wir sind ein Familienbetrieb, wo jeder weiß, was Sache ist“, sagt Johann Schwertführer stolz. Mit Leidenschaft und Hingabe arbeiten sie daran, das Beste aus ihren Trauben und Lagen herauszuholen.

Wer also auf der Suche nach authentischen Weinen aus einer traditionsreichen Familie ist, sollte unbedingt einen Besuch im Weingut Schwertführer einplanen – vielleicht findet ja bald ein Wein dieses Hauses seinen Platz auf Ihrem Tisch.

Die wichtigsten Infos im Überblick

Weinverkauf ganzjährig geöffnet
Montag – Samstag: 08 – 18 Uhr
Sonntag: 10-12 u. 13:30 – 18 Uhr
(wenn Ausgsteckt is: Weinverkauf bis 22 Uhr)

Weinberatung & Vorbestellungen unter
+43 660/565 4543

Hauptstraße 35, A-2504 Sooss

Heurigen geöffnet- Heurigentermine 2024
ganzjährig jede 2.+ 3. Woche/ Monat Donnerstag bis Sonntag ab 14:30

10.10.–13.10.  &  17.10.–20.10.
14.11.–17.11.  &  21.11.–24.11.
12.12.–15.12.  &  19.12.–22.12.