Im legendären Hotel Stanglwirt hat eine Mitarbeiterin eine ganz besondere Ehrung verdient: Josefine ist 80 und seit zehn Jahren begeisterte Mitarbeiterin im Bauernladen des Biohotels. Gastro.News hat sie von ihrer Lust am Arbeiten, ihrem Bauernladen-Glück und den schönen Seiten des Älterwerdens erzählt.
Die meisten Senior:innen genießen mit 80 in der Regel ihren wohlverdienten Ruhestand. Manche wiederum können von ihrer Arbeit, oder besser gesagt ihrer Berufung, nicht genug bekommen und genießen das stetige Tun auch im fortgeschrittenen Alter. Ein besonders nettes Beispiel, wie auch im Alter ein Neustart und ein Werdegang im Traumjob funktionieren kann, findet sich in Tirol. Die heute 80-jährige gebürtige Kitzbühlerin Josefine verbrachte einen großen Teil ihres Lebens beruflich in München, wo sie im Handel arbeitete. Als sie in der Pension in die Heimat zurückkehrte, hatte sie einen klaren Sehnsuchtsort: „Immer, wenn ich am Stanglwirt vorbeikam, packte mich die Sehnsucht. Mir hat einfach alles gefallen. Ich wollte dort arbeiten, und zwar im Bauernladen. Der gefiel mir ganz besonders.“ Also nahm sie sich kurzerhand ein Herz und rief direkt beim Stanglwirt Balthasar Hauser an – und der war von Josefines Traum angetan. „Wenig später, als sich eine Lücke auftat, habe ich die Chance sofort ergriffen.“
Die Lust am Arbeiten und der Karrieretraum im Alter
Seit mittlerweile zehn Jahren ist Josefine ein wertvoller Teil des Stanglwirt-Teams. Einige Tage die Woche arbeitet sie mit Freude und Engagement im hauseigenen Bauernladen und beweist damit, dass man sich auch im Pensionsalter noch Herzenswünsche und Karriereträume erfüllen kann. Ihre Motivation erklärt die rüstige und humorvolle Seniorin pointiert: „Ich mag nicht ruhen. Im Alter muss man sich beschäftigen. Sporteln – ja. Aber der Kontakt zu Menschen, das Gespräch mit Hotelgästen, die so umgänglich sind, erfüllt mich sehr. Im Stanglwirt zu arbeiten, war ein lang gehegter Traum von mir, den ich jetzt in meiner Pension leben darf.“
An ein Aufhören denkt sie freilich nicht: „Nun sind es schon 10 glückliche Jahre. Solang der Stanglwirt mich braucht und meine Verfassung es zulässt, werde ich mit Freude hier arbeiten. Meine Einstellung war immer: ich darf arbeiten – und nicht, ich muss arbeiten.“
Weise Worte einer erfahrenen Seniorin, die die Lust am Arbeiten im Alter mit Engagement und Vorbildwirkung lebt. Unruhestand statt Ruhestand – ein richtungsweisendes Beispiel für viele, die ihre Pension mit sinnstiftenden Aufgaben füllen wollen.
Ein erfolgreicher Schulterschluss der Generationen
Die Unternehmerfamilie Hauser ist stolz auf die flotte Senior-Jubilarin, und ihren Beitrag im familiengeführten Hotel. Magdalena Hauser, als Stanglwirtin selbst eine Vertreterin im Unruhestand und Josefines direkte Ansprechpartnerin, bestätigt den Trend, den auch sie mit großem Selbstverständnis lebt: „Viele Ältere fühlen sich aktiv und gebraucht, wenn sie weiterhin im Geschehen bleiben. Das hält jung. Als Mehrgenerationen-Haus begrüßen wir diese Mischung. Das Miteinander von Jung und Alt bringt viele Vorteile, man profitiert und lernt voneinander.“
Josefine geht außerdem mit einem guten Beispiel für andere Senior:innen, aber auch für kommende Generationen voran. Mit steigender Lebenserwartung fühlen sich ältere Personen zunehmend fit und fähig, und wollen auch in der Pension aktiv zum gesellschaftlichen Leben beitragen. Der zwischenmenschliche Austausch, die Betätigung im Außen, die Wertschätzung und das Gefühl des Gebrauchtwerdens stärken das Selbstwertgefühl und wirken sich positiv auf die Entwicklung eines – auch älteren – Menschen aus. Das Know-how und die Verfügbarkeit der älteren Generation stellt zudem einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft dar.
Eine Beschäftigung zu finden, die den eigenen Möglichkeiten entspricht, das war Josefines Ziel. Und diese hat sie an ihrem Sehnsuchtsort, dem Bauernladen im Stanglwirt, gefunden „Ich wollte weder zu viel Digitalisierung noch zu hohe Stresslevel in meinem Alter, sondern eine Arbeitsstelle, an der ich meine Stärken leben und mit Freude einbringen kann.“ Josefine hat sich diesen Wunsch und damit auch ein sinnstiftendes Leben im Alter erfüllt. „Ich bin zwar im Ruhestand, aber ich will nicht ruhen. Den Karriereschritt im Alter kann ich nur empfehlen – mir hat er Sinn und Wertschätzung gebracht.“