Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Tourismusdirektor Norbert Kettner sprechen sich für eine Anpassung des Lockdown-Umsatzersatzes und Fixkostenzuschusses für die großen Leitbetriebe aus.
Der Corona-Umsatzersatz von maximal 800.000 Euro ist für die großen Gastronomie- und Hotellerie-Betriebe zu wenig. Tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Tourismusdirektor Norbert Kettner appellieren, den Lockdown-Umsatzersatz und Fixkostenzuschuss für Tourismusbetriebe auch an große Unternehmen anzupassen. Diese sorgen für ein Fünftel der Arbeitsplätze und mehr als ein Viertel der Umsätze und Bruttowertschöpfung des Landes. „Große Unternehmen in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie werden im aktuellen Förderregime benachteiligt“, kritisiert Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Laut Daten der Statistik Austria gab es im Berichtsjahr 2018 rund 48.000 Unternehmen in Österreichs Hotellerie und Gastronomie. Rund 50 dieser Betriebe kommen auf einen Jahresumsatz von über 20 Millionen Euro, bei rund 470 liegt er bei über 5 Millionen Euro. „Wir sprechen also von rund 500 Unternehmen, die aufgrund der aktuellen Fördergrenze von 800.000 Euro bei Umsatzersatz bzw. Fixkostenzuschuss ihre Verluste oder entgangenen Umsätze nicht zur Gänze kompensieren können und dadurch möglicherweise in eine wirtschaftlich besorgniserregende Situation gebracht werden.“ Einer dieser Fälle ist die ETII-Gmbh. (Gastro News Wien berichtete)
Leitbetriebe in Gefahr
Alarmierend in diesem Zusammenhang sei, so Hanke, wenn man deren Bedeutung für Arbeitsmarkt, Wertschöpfung und Umsatzaufkommen gegenüberstellt: Während diese großen Unternehmen gerade mal 1,1 Prozent aller Betriebe Österreichs im Bereich Beherbergung und Gastronomie ausmachen, sorgen Sie mit 19,4 Prozent für ein Fünftel aller Beschäftigten. Zugleich schaffen sie eine Bruttowertschöpfung von 2,8 Milliarden Euro (27,2 Prozent der in diesem Sektor erwirtschafteten Wertschöpfung) und einen Umsatzerlös in der Höhe von 6 Milliarden (28,4%). „Wir reden hier also von Arbeitgebern für mehr als 60.000 Menschen, die mehr als ein Viertel der österreichischen Wertschöpfung und Umsatzerlöse im Segment Beherbergung und Gastronomie erbringen. Fallen diese Unternehmen durch das Fördernetz, könnte das die angespannte Situation am Arbeitsmarkt weiter verschärfen und im schlimmsten Fall sogar Marktaustritte wichtiger Leitbetriebe riskieren“, gibt Hanke zu Bedenken.
3 Millionen Euro Verlustersatz?
Tourismusdirektor Norbert Kettner zählt vor allem die Stadthotellerie, insbesondere die nationale und internationale Kettenhotellerie zu den aktuell benachteiligten Betrieben. „Gerade im Städtetourismus reden wir von qualifizierten Ganzjahresarbeitsplätzen und einer systemrelevanten Infrastruktur, die wir beim Hochfahren dringend benötigen. Eine Infrastruktur, die – sobald es wieder bergauf geht – auch wieder ihren Teil zum wirtschaftlichen Aufschwung beitragen wird.“ Kettner erwartet ab Ostern 2021, abhängig von der Entwicklung der Pandemie und der breiten Verfügbarkeit von Impfstoffen, erste Anzeichen der Erholung in Wiens Tourismus. „Bis dahin müssen die Fördermaßnahmen bei allen greifen. Eine Möglichkeit, um den Nachteil für die großen Betriebe auszugleichen, könnte die vom Finanzminister in Aussicht gestellte, aber noch nicht näher definierte 3-Millionen Euro-Verlustersatz bieten. Hier ist Eile geboten“, so Wirtschaftsstadtrat und Tourismusdirektor.
Quelle: APA