Die Zigarette zu Kaffee oder Bier müssen Lokalgäste seit November draußen rauchen. Verstöße gegen das Rauchverbot gab es bisher wenige. Die Gastronomie beklagt dafür teilweise hohe Umsatzeinbußen. Die „Schutzgemeinschaft für Nichtraucher“ geht jetzt einen Schritt weiter: Ihr sind nun auch die Raucher VOR den Lokalen ein Dorn im Auge.
5.205 Kontrollen, nur 83 Anzeigen
Knapp drei Monate sind seit der Einführung des Rauchverbotes in der Gastronomie vergangen. Die Reaktionen der Gastronomen und Gäste fielen durchwegs gemischt aus. Kurt Salchenegger vom Bermuda Bräu erzählte Gastro News Wien, dass nun alte Nichtraucher-Stammgäste wieder kehren würden. Er selbst unterstütze es, kenne aber auch Betriebe, wo die Umsätze um 40- 50 Prozent zurückgingen. Die Umsatzeinbußen durch ausbleibende Raucher zeigten sich auch in einigen Konkursen, über die wir berichteten. So klagte die Mariahilfer Szene-Bar „Kisss Vienna“ über 30 Prozent weniger Umsatz seit dem Rauchverbot und schlitterte so in ein Sanierungsverfahren. Grundsätzlich zeigt sich aber: Die Wiener Gastronomie hat das Verbot nahezu nahtlos umgesetzt.
Die zuständige Magistratsabteilung 59 bilanzierte im Jänner. Seit Inkrafttreten gab es bei 5.205 Kontrollen lediglich 83 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Nichtrauchergesetz.
Die Gäste gehen also zum Rauchen nach draußen. Geht es nach der „Schutzgemeinschaft für Nichtraucher“, soll damit aber auch bald Schluss sein.
„Giftcocktail beim Betreten“
Der Initiator der Schutzgemeinschaft, Robert Rockenbauer, prangerte bei einer Pressekonferenz diese Woche die Ansammlungen rauchender Gäste vor den Lokalitäten an.
„Das kann nicht toleriert werden. Es ist absurd, dass drinnen nicht geraucht werden darf, Gäste und Kunden müssen aber beim Eintreten und Rausgehen den krebserregenden und erzeugenden Gift-Cocktail durchschreiten“. Geht es nach seiner Initiative, soll die Regierung nun auch das Rauchen vor dem Lokal verbieten. Der Grundtenor zu der Meldung war in den sozialen Medien unisono verständnislos: „Genug ist genug, irgendwo hört sich alles auf“
Peter Dobcak: „Appelliere an die Toleranz“
Auch Peter Dobcak findet für eine derartige Forderung wenig Verständnis. „Wo sollen die Gäste denn sonst rauchen?“ fragt sich der Obmann der WKO im Bereich Gastronomie. „Der Weg in beziehungsweise aus dem Lokal ist auch mit Rauchern davor zumutbar. Vor einiger Zeit kam die Diskussion auf, ob der Weg zur Toilette durch den Raucherbereich führen darf. Ein Gericht entschied, dass dies zumutbar ist. Hier ist es genauso. Jede Straßenbahn produziert mehr Feinstaub als ein paar Gäste, die vor einem Lokal rauchen.“, führt Dobcak weiter aus. Er spricht sich für ein Miteinander der Gäste aus: „Ich appelliere an die Toleranz, man muss leben und leben lassen“.
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