Locatin Trifft: Alexandra Gruber. Sie kommt aus der Marketing-Sales-Ecke, Bereich Pharmazie. Seit 2015 ist die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin Geschäftsführerin der Wiener Tafel. Die „Tafel“ versorgt rund 100 soziale Einrichtungen mit Lebensmitteln. Ein Gespräch über die Brücke zwischen Überfluss und Bedarf, „Suppe mit Sinn“, neue Projekte und ungesundes Essen.
Gastro News Wien: Frau Gruber, wie kommen Sie zur Wiener Tafel?
Alexandra Gruber: Das ist eine lustige Geschichte, denn erstmals aufmerksam geworden auf die Wiener Tafel bin ich über die Suppe mit Sinn im Palmenhaus. Das war vor rund 10 Jahren. Mich hat das Sujet angesprochen. Ich komme ja aus der Marketingecke.
Woher genau?
Vom Maketing Sales-Bereich in der Pharmazie. Irgendwann hab ich dann gedacht, ich bin zu weit weg von Menschen und möchte etwas sinnstiftenderes machen. Bei der „Tafel“ bin ich 2012 ehrenamtlich eingestiegen. Als meine Vorgängerin dann aufhörte, wurde der Job neu ausgeschrieben. Es hat mich sehr gefreut, dass die Wahl auf mich gefallen ist (lächelt).
Was genau macht die Wiener Tafel?
Wir sind eine Brücke zwischen Überfluss und Bedarf. Wir retten täglich 4 Tonnen Lebensmittel, die vom Großmarkt, Handel und Produktion und von der Landwirtschaft kommen. Dazu kommen noch Spenden der Gastronomie- und Hotellerie, wofür ich auch wirklich sehr dankbar bin! Mit diesen Lebensmitteln versorgen wir rund 100 Einrichtungen in Wien und können so 20.000 armutsbetroffenen Personen helfen. Ungefähr ein Drittel der Lebensmittel wird für den Müll produziert. Weltweit. In Österreich ist das leider nicht anders. Ein Viertel der weggeschmissenen Lebensmittel auf der Welt würde ausreichen, um die jetzt Hungernden zu ernähren und den Welthunger zu beenden.
Erschütternd eigentlich! Wie kommen die Lebensmittel zu den Menschen und welche Einrichtungen beliefern Sie?
Wir haben 5 Tafelfahrzeuge, die täglich in Wien unterwegs sind und die Waren einerseits abholen und Obdachlosen-Einrichtungen, Mutter-Kind-Häuser, Frauenhäuser, Flüchtlings-WGs aber auch ambulanten medizinischen Versorgungseinrichtungen zustellen. Die Logistik ist eine tägliche Herausforderung, denn es handelt sich ja Lebensmittel.
Wer sind die wichtigsten Partner der Wiener Tafel?
Über 250 Warenspender auf der einen Seite. Landwirtschaft, Produktion, Handel, Großhandel, Gemeinschaftsverpflegung Hotellerie, Gastronomie und Catering. Und die sozialen Einrichtungen natürlich.
Was ist ihr Zugang zur Kulinarik. Und: Mögen Sie Suppe?
Ja, sehr gerne (lacht). Besonders im Winter. Mir ist eh immer kalt!
Wie essen Sie sonst so?
Ich esse eher ungesund.
Das heißt?
Untertags fast nicht und wenn dann zu schnell. Oft auch etwas Süßes zwischendurch.
Kochen Sie selbst?
Ja. Da versuche ich eh was gesundes zu kochen.
Kurz wieder zur Suppe. Auch wir von Culinarius Media unterstützen die Suppe mit Sinn Aktion, wo mit einem (!) Euro, der pro Suppe an die Wiener Tafel geht, 10 (!) Mahlzeiten gestiftet werden. Wie funktioniert dass eigentlich?
Die Lebensmittel sind ja gratis und die meisten Mitarbeiter ehrenamtlich. Das ist das Tafelsystem, dass eine der größten zivilgesellschaftlichen Bewegungen überhaupt ist. Es kommt ursprünglich aus den USA, wo die „Tafel“ Foodbank heißt. Die Foodbanks sind aus den Suppenküchen entstanden.
Letztes Jahr hat die Wiener Tafel 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Gibt es neue Projekte?
Die Tafel wurde am 9.9.1999 gegründet und das Jubiläum war natürlich ein guter Grund, um zu feiern. Auch der Herr Bundespräsident und der Wiener Bürgermeister waren dabei. Nächster Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte ist das neue große Tafelhaus am Großmarkt Wien (Anm: in Inzersdorf). Das wird unsere neue Logistikzentrale. Wir übersiedeln mit 400 ehren- und 20 hauptamtlichen Mitarbeitern und können dann auf 250 Quadratmetern Lebensmittel lagern.
Frau Gruber, viel Glück beim Umzug und danke für das Gespräch!
Weitere Informationen: www.suppemitsinn.at