“Erfolg hat nicht immer nur mit harter Arbeit zu tun. Glück spielt auch eine große Rolle”. Manuel Schmidt ist Eigentümer des Restaurants Dresdnerhof. Hier, im Herzen der Brigittenau serviert er zu jedem Wiener Schnitzel auch noch eine große Portion Nächstenliebe – kostenlos versteht sich. Was genau damit gemeint ist erzählt der junge Gastwirt Gastro News im Interview.
Gastro News: Wann wurde Ihnen bewusst, dass die Gastronomie Ihre Zukunft ist?
Schmidt: Das war schon sehr früh. Ich war in etwa zehn. Mein Vater eröffnete damals sein erstes Lokal. Ich verbrachte meine Zeit am liebsten dort. Meistens plauderte ich mit den Gästen oder half ein wenig mit – Aschenbecher ausleeren zum Beispiel (lacht). Als ich meinem Vater später erklärte, dass ich auch in der Gastronomie tätig werden wolle war er nicht gerade begeistert. Ihm schwebte eher eine Ausbildung zum It-Techniker vor. Trotz seiner Bedenken startete ich im Jahr 2000 meine Lehre zum Restaurantfachmann im Hilton Danube am Handelskai. Die Eröffnung des Dresdnerhofs hat sich einige Jahre später einfach ergeben – mein Vater hat mich sogar dazu ermutigt. Die Anfangszeit war jedoch sehr schwer. Zu Beginn verkauften wir nicht mehr als zehn Gerichte pro Tag. Heute sind es rund 200.
Gastro News: Was hat Ihren Vater dazu gebracht seine Meinung zu ändern? Gab es einen Wendepunkt?
Schmidt: Ich glaube, dass war als ich ihm gesagt habe ich wolle Installateur werden. Das hat ihn gar nicht gefreut (lacht).
Gastro News: Was zeichnet die Küche im Dresdnerhof aus?
Schmidt: Wir sind auf die traditionelle Wiener Küche spezialisiert. Wer bodenständige Speisen sucht ist bei uns genau richtig. Trends folgen wir nicht. Wir bleiben unserer Linie treu um den Menschen in der Umgebung das zu bieten was sie wollen. Im Dresdnerhof nimmt man sich noch Zeit zum Essen. Ich glaube, dass ist es auch was unsere Gäste schätzen.
Gastro News: Und wie sieht es mit Nachhaltigkeit und Bio-Produkten aus?
Schmidt: Unsere Speisen sind sehr günstig. Das macht es recht schwer auf solche Punkte zu achten.
Gastro News: Wie würden Sie sich selbst als Wirt beschreiben? Was zeichnet Sie aus?
Schmidt: Mit den Mitarbeitern steht oder fällt ein Betrieb. Darum bin ich der Meinung, dass gute Kommunikation, Teamwork und Vertrauen wichtig sind. Obwohl meine Mitarbeiter und ich per Sie sind, wissen sie, dass sie auf mich zählen können, wenn es einmal hart auf hart kommt. Die Bindung darf nicht zu freundschaftlich sein, jedoch auch nicht zu streng. Man muss einfach die Mitte finden. Momentan haben wir im Dresdnerhof und im Buchenbeisl insgesamt 15 Mitarbeiter. Einige von ihnen sind schon sehr lange bei uns. Da muss man oft gar nichts mehr sagen, Blicke reichen meist (lacht).
Gastro News: 2017 haben Sie die Initiative “Together” gestartet. Seit dem verteilt der Dresdnerhof jeden Winter Essen an obdachlose Menschen. Und das ohne einen Cent dafür zu verlangen. Wie entstand diese Idee?
Schmidt: Im Radio erfuhr ich von einem obdachlosen Paar welches versuchte sich mit Hilfe eines Feuers zu wärmen – es war Winter und extrem kalt. Bei dem Versuch kam die Frau ums Leben. Ihr Mann kam mit schweren Verletzungen ins Spital. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie so etwas passieren konnte. Gerade in einer Stadt wie Wien. Wir haben großes Glück in Wien geboren zu sein. Dieses Ereignis war der Auslöser für “Together”. Ich sehe es aber weniger als Hilfe. Hilfe wäre diesen Menschen auf irgendeine Art und Weise wieder ins alltägliche Leben zu helfen. Ein warmes Essen ist vielmehr eine Geste.
Gastro News: Gab es negative Reaktionen von Gästen?
Schmidt: Offen würde das wahrscheinlicher keine zugeben. Aber ja, es wurden durchaus einige Reservierungen storniert.
Gastro News: Die Aktion hat große Wellen geschlagen. Sollte Nächstenliebe aber nicht etwas ganz normales sein?
Schmidt: Wir wollen damit zum Nachdenken anregen. “Was kann ich tun, um zu helfen?”. Das ist das wichtige an dieser Sache. Wir Leben alle einfach so dahin ohne darüber nachzudenken, das es Anderen vielleicht nicht so gut geht wie uns. Erfolg hat nämlich nicht immer nur mit harter Arbeit zu tun. Ich glaube, Glück spielt auch eine sehr große Rolle.
Gastro News: Also bekommen auch diesen Winter Menschen ohne Obdach wieder eine warme Speise im Dresdnerhof?
Schmidt: Ganz sicher!
Gastro News: Wie wird die ganze Aktion finanziert? Durch Spenden? Aus der eigenen Tasche?
Schmidt: Es gibt sehr viele Menschen die uns mit Geld- oder Sachspenden unterstützen wollen. Diese nehmen wir jedoch nicht an. Wir wollen damit zeigen, dass es nicht viel braucht um zu Helfen. Außerdem Kochen wir ja so oder so. Essen gibt es also reichlich. Manchmal auch zu viel. Also warum etwas wegwerfen, wenn man damit auch Gutes tun kann?
Gastro News: Worauf kann man sich bei einem Besuch im Dresdnerhof freuen? Was erwartet die Gäste?
Schmidt: Ganz sicher erwartet jeden Gast ein freundlicher Mitarbeiter. Wir legen sehr großen Wert darauf unsere Kunden glücklich zu machen.
Gastro News: Erfüllt Sie ihr Beruf? Wenn ja, warum?
Schmidt: Absolut! In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es nicht eine Person, deren Beruf ich lieber ausüben würde als den des Gastwirts. Mich erwartet jeden Tag etwas Neues. Für mich gibt es daher nichts Besseres als die Gastronomie.
Café Restaurant Dresdnerhof
Dresdnerstraße 126
1200 Wien
Tel.: 01 330 18 09