Lisa Friedberg
Wien (Culinarius) Der kleine Christoph liebte es als Kind im Sandkasten zu spielen. Dort buddelte er mit seinen kleinen Schaufeln und bunten Plastikeimer im gelben Sand, baute Burgen und andere Landschaften. Ab und zu passierte es, dass er zu tief buddelte und sich ein braunes, langes Regenwürmchen auf dem Ende seiner Schaufel hin und her aalte. Mit großen Augen schaute er auf den sandbedeckten Wurm und nahm ihn die Finger. Neugierig drückte er auf dem armen Würmchen herum und noch bevor es wusste wie ihm geschah, wurde er in einen Bottich voll Wasser getunkt. Rosa und glitschig glänzte das Regenwürmchen nach seinem Bad in der Sonne.
„Mmmhhh, Spaghetti!“, fröhlich blickte Christoph auf das Würmchen und schlürfte ihn hinunter.
Zirp Insects – Insektendelikatessen
So darf man sich den Inhaber von Zirp Insects Christoph Thomann nicht vorstellen. Denn erstens gehören Regenwürmer gar nicht zur Insektenfamile und zweitens hatte Christoph in Wirklichkeit starke Hemmungen, was das Essen von Insekten betraf. Er ließ zunächst den Freunden den Vortritt beim Kosten.Wie er sagt, stamme er aus einem sehr konservativem Elternhaus. Umso wichtiger ist ihm heute die Aufklärungsarbeit. In Schulen, auf Messen und Events informiert er junge Leute und Interessierte darüber, welche Vorteile die kleinen Delikatessen haben.
Da wäre zum einen die umweltschonende Herstellung, denn das züchten von Insekten verbraucht bei weitem weniger Platz als man von der Fleischindustrie gewohnt ist. Dadurch können wichtige Ressourcen wie Wasser, Futtermittel und Treibhausemissionen eingespart werden. Wenn man die Nährwerte von Insekten betrachtet, so fällt der hohe Proteingehalt besonders auf. Je nach Insekt enthalten 100 Gramm bis zu 69% Protein. Für Ihre Gesundheit tun Sie auch gleich noch etwas Gutes, denn anders als in der Fleischindustrie wird bei Insekten auf Antibiotika, Hormonbehandlungen und Chemikalien verzichtet. Eine gechlorte Heuschrecke werden Sie wohl nicht finden.
Kochkurse im FutureFoodStudio
Aber es sind schwierige Zeiten. Denn Ekelsendungen à la Dschungelcamp mit bildhaften Zeugnissen von angewiderten Gesichtern und schleimigen Dschungeltierchen machen es nicht gerade leichter. Viele Menschen hierzulande würden niemals auf die Idee kommen, dass es speziell zum Verzehr gezüchtete Insekten nicht nur im Urlaub gibt. Umso erfreulicher, dass Zirp Insects neben gefriergetrockneten Insekten auch gleichzeitig Wege der Zubereitung mittels Kochkursen anbietet. Diese finden jeden Monat im FutureFoodStudio in der Brunnengasse im 16. Bezirk statt. Zusammen mit dem Haubenkoch Sebastian Müller, der schon im Palais Coburg und im Schwarzen Kameel kochte, zaubern die Teilnehmer vier gängige Menüs natürlich mit Insekten. Bei Bienendrohnensüppchen, Heimchen-Gemüse Rösti und Buffalowurm-Karamell Schmarrn kann man schnell die Angst vor dem Unbekannten verlieren und kommt auf den Geschmack.
Zur Zeit kann man bei Zirp Insects vier verschieden Arten von Insekten erwerben, da wären zum einen die Wanderheuschrecken, die Heimchen, die Mehlwürmer und die Buffalowürmer. Alle Insekten sind im Ganzen gefriergetrocknet. Sie können unverarbeitet als Snack oder in einem leckeren Rezept verarbeitet werden, welches der Packung beiliegt. Da die Insekten sehr vielseitig einsetzbar sind, ist der Kreativität in der Küche keine Grenze gesetzt.
In naher Zukunft möchte Christoph aber auch vermehrt verarbeitete Produkte anbieten. Neben schon bestehenden Proteinriegeln und Pesto, wird der nächste Gourmetburger sicher aus einem Patty aus Insekten bestehen.
Zirpinsects e.U.
Brunnengasse 17, 1160 Wien
Tel. : +43 699 123 44 978
Fotocredit: Zirpinsects e.U.
