Stichwort Reindorfgasse. Und Stichwort „In & Out“-Listen. So wie es sie früher in so manchen Jugendmagazinen gegeben hat (deren Name beispielsweise mit B anfingen und mit O endeten). Wer sich bisserl oder bisserl besser auskennt bezüglich „Was tut sich in Wien?“, der weiß, dass die Reindorfgasse definitiv auf der „In-Seite“ der Liste stehen würde. Gut, das wär geklärt.
Wie verwandelt man jedoch 37 Quadratmeter Baustelle samt Staub, Modrigkeit und nicht mehr ganz so soliden Mauern, die zuvor den Rahmen des „Café Rebeccas“ darstellten, in einen Ort der das Potential hat vielen Leuten als zweites Wohnzimmer zu dienen? Diesem nicht ganz so leichten Unterfangen hat sich der Burgenländer Hans Thyringer mit seinen Freunden angenommen: jawohl, wir wollen ein Lokal in der Reindorfgasse eröffnen!
Nach zweieinhalb Monaten Grundsanierung sperrte im heurigen Juli die SK Gastro mit Thyringer als Serviceleiter eine Wein-&-Bier-Bar auf, die sich sehen lassen kann: die alte Kellergewölbe-Decke wurde mit Gips, Lack und Gold aufgepeppelt, das Barfundament wurde mit hübschen Ziegeln selbst gemauert, Fliesen in Holzoptik wurden verlegt. Mit Hilfe von Freunden wurden alte Bücher, nostalgische Instrumente und altmodische Luster zusammengetragen um dem Lokal ein gemütliches Wohnzimmerflair einzuhauchen. All diese hübschen Dinge sind samt Kerzenschein und Porträts vom ehemaligen österreichischen Kaiser Franz und seiner bezaubernden Gattin im hinteren Bereich zu finden – die Bücherwand ist sowas von sehenswert! Im vorderen, etwas modernen Barbereich stehen Hochtische und ein großer runder Glastisch mit einem Holzfass als Unterbau. Witzig sind auch die mit nostalgischen Pin-ups geschmückten Wände der Toilettenräume. Die kleine aber feine Bar bietet Sitzplätze für rund 30 Gäste, im Sommer ladet zusätzlich der nette Gastgarten direkt vor dem Lokal zum – wohlgemerkt: entspannten – Ausklingen eines Tages ein, da nicht sehr viel Verkehr durch die Reindorfgasse rollt.
Ins ReinWein kommt ein sehr breit gefächertes Publikum: laut Hans Thyringer sind viele Künstler, Musiker und Schriftsteller dabei, doch auch „Nicht-Kreative“ Wiener jeden Alters, Fußballfans, die sich große Spiele nicht alleine anschauen wollen, „klassische“ Wien-Besucher und sogar Rucksacktouristen (Tipp: Tripadvisor!) schätzen die heimeligen Mauern dieser guten Mischung aus Vinothek und Bierbar, in der es ab und zu auch Live-Musik gibt. Zum Konzept gehört auch, dass es kein „Sie“ gibt. Ob Bezirksvorsteher, Pfarrer, holländischer Tourist oder Mizzi Tant von schräg gegenüber – für alle Gäste gilt das „Du“. Dies ist vermutlich nicht jedermanns Sache, ich finds jedenfalls erfrischend sympathisch.
Kommen wir aber nun endlich zum Kernelement im ReinWein: dem Trinken. Die Getränkekarte bietet zunächst 41 österreichische Weinspezialitäten, der Schwerpunkt liegt ganz klar bei nationalen Premiumprodukten, angeboten zu fairen Preisen. Namhafte Winzer wie Scheiblhofer, Triebaumer, Schwarz, Tement und natürlich Kracher finden sich auf der Weinkarte, die gespickt ist mit edlen Tropfen aus dem Burgenland, dem Kremstal und der Wachau, Wien und mehreren Regionen der Steiermark. Wer jedoch bei Saftigem die Gerste der Traube vorzieht, hat auch bei diesem Part der Getränkekarte die Qual der Wahl: Die Bierauswahl umfasst das richtig gute (ich war sehr positiv überrascht) und nicht vielerorts erhältliche Schremser Premium vom Fass sowie 33 verschiedene Craft Biere, davon viele aus Österreich, doch auch Brauerzeugnisse aus Großbritannien, Italien, Belgien, Deutschland und den USA sind vertreten. All jenen, die mit folgenden Begriffen durchaus was anfangen können, möchte ich die Sortenvielfalt nicht vorenthalten: Indian oder American Pale Ale, Lager, Stout, Pils, Hefeweizen – alles gibt’s, im ReinWein. Doch auch wer noch nie Craft Bier probiert hat, es aber gerne tun möchte, ist hier definitiv an der richtigen Adresse. Zuvorkommende und kompetente Beratung inklusive. Erwähnenswert sind außerdem die gebrauten Limonaden (die Sorte Kirsch-Aronia ist gigantisch!), dass es Afri Cola statt dem allgegenwärtigen Klassiker gibt, Frau (und Mann) auch beliebte Trendgetränke wie Rosenlimonade, Hugo oder Lillet Spritzer erhält, sogar der Wodka aus Österreich stammt – vom Weltmeister aus dem Waldviertel – und dass der Radler mit Pinkataler Kräuterlimonade g´spritzt wird anstatt mit Almdudler oder x-beliebiger Zitruslimonade.
Speisen gibt es in Form von meist kalten Schmankerln wie diverse Käseplatten mit Feigensenf, Speck und Schinken, Liptauer, Hummus, Bruschetta, Flammkuchen oder Chili con Carne. Reicht. Vollkommen.
Fazit:
Eine grandiose Mischung aus Vinothek und Craft Bier Bar!
Sehr einladendes, heimeliges Lokal, vor allem das Ambiente und das große Angebot hat mich überzeugt. Die Reindorfgasse ist tatsächlich „in“…
ReinWein
Reindorfgasse 10
1150 Wien
Tel. 0650/211 81 93
Geöffnet Montag – Samstag 17 – 01Uhr, Sonntag 17 – 23Uhr