Das Ende des Lockdowns ist da und die Wiener Gastronomie erlebt die sehnlichst erwartete Wiedereröffnung. Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Gastro.News hat bei Wiens Spitzen-Gastronominnen und Gastronomen nachgefragt.
Nun ist es also auch in Wien passiert! Die Gastronomie der Bundeshauptstadt ist zurück und darf als letztes der neun Bundesländer wieder Gäste in den Betrieben willkommen heißen. Einen Tag nach dem Mega-Einkaufssonntag ist die Freude groß, aber auch Skepsis macht sich breit. Denn die Sorge vor einem erneuten Lockdown aufgrund der Omikron Variante ist nicht unbegründet. Die späte Öffnung erschwert zudem die Kalkulation um die Rentabilität einer Öffnung so kurz vor Weihnachten, denn die meisten Familienfeste und Firmenfeiern wurden bereits im Vorfeld abgesagt oder ins kommende Jahr verschoben. Milan Miletic vom Restaurant Midi öffnet seinen Betrieb daher erst nach Jahreswechsel: „Wir haben zwischen den Feiertagen immer geschlossen und für uns entschieden, dass sich eine Öffnung für diese drei Tage einfach nicht lohnt. Unsere Events und Veranstaltungen mussten allesamt verschoben werden. Darum arbeiten schon jetzt an der Planung für Jänner 2022. Die drei Tage vor Weihnachten können das Verpasste und Verschobene nicht ausgleichen.“
Öffnung lohnt sich nicht
Die späte Öffnung der Branche in der Bundeshauptstadt sorgt für gemischte Gefühle. Denn die Öffnung der Betriebe für drei Tage vor Weihnachten, rechnet sich bei einigen einfach nicht. „Es bringt absolut nichts, unsere Gastronomie am 20. Dezember wieder aufzusperren. In den drei Tagen vor Weihnachten – den 24. kann man eh abhaken, das Geschäft an dem Tag ist so oder so beschränkt – werden wir auch kein großes Geschäft mehr machen. Alle Weihnachtsfeiern im Vorfeld wurden sowieso abgesagt. Nachdem die finanziellen Hilfen eher bescheiden ausfallen, müssen wir sehen, wie und ob es jetzt über den Jahreswechsel weitergeht“, so Christian Pock, Betreiber Otto Wagner Schützenhaus.
Es bringt absolut nichts, unsere Gastronomie am 20. Dezember wieder aufzusperren.
Christian Pock
Ähnlich sieht es auch Dominik Bolena, Betreiber der Weinbar Bolena: „Im Grunde ist die finanzielle Unterstützung der Gastronomie in diesen Zeiten wichtig und richtig. Für uns hat es aber nicht viel Sinn gemacht, unser Lokal über den Lockdown zu öffnen. Mit der gleichen Einstellung gehen wir auch in die letzten Tage vor Weihnachten. Kurz vor dem Lockdown hatte es dermaßen viele Stornierungen gehagelt. Die wenigen Feiern, die wir hatten, hatten viel zu wenig Gäste, deshalb macht es für uns sowieso keinen Sinn, normal weiterzuarbeiten. Mir wäre sogar ein Lockdown bis Ende des Jahres lieber, natürlich nur mit der entsprechenden Entschädigung.”
Freude über Öffnung
Aber auch die Freude über die Wiedereröffnung der Gastronomie nach Wochen des auferlegten Stillstand ist da. Denn die vollen Gasträume und die Arbeit am Gast wurde schmerzlich vermisst. In den großen und kleinen Betrieben gleichermaßen. Und jeder Tag der geöffnet sein kann, ist ein guter für Gast und Gastgeber der Branche.
Wir haben unseren Job zurück, unsere Aufgabe und Bestimmung.
Irmgard Querfeld
„Wir haben mit dem Ende des Lockdowns unseren Betrieb wieder voll hochgefahren. Denn wir arbeiten für unsere Gäste, die es vermisst haben, bei uns im Restaurant eine gute Zeit zu verbringen. Die Menschen wollen wieder essen gehen und freuen sich über geöffnete Betriebe. Wir kontrollieren ganz genau, damit sich alle rundum wohl und auch sicher fühlen können. Die Freude über die Wiedereröffnung ist groß“, erzählt Ahmed Sufian, Betreiber des Restaurants In-Dish. Und auch die Multi-Gastronomin Irmgard Querfeld schätzt die Rückkehr der Wiener Kaffeehauskultur: „Die Freude wieder für unsere Gäste da sein zu können ist enorm. Wir haben unseren Job zurück, unsere Aufgabe und Bestimmung. Das hat uns, genau wie unseren Gästen gefehlt. Wir sind ein Ort der Begegnung, der Unterhaltung und des Genusses. Take Away allein, reicht dafür nämlich nicht.“
Furcht vor Wiener Strenge
Die Gastro-Regeln für Weihnachten und Silvester stehen fest. Und trotzdem wird befürchtet, dass Wien erneut einen härteren Weg für die Festtage einschlägt. Denn die Meldungen über die Einführung der 2G+ Regel in der Bundeshauptstadt ließen nach der Pressekonferenz von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein nicht lange auf sich warten. Die Interessenvertretung der Wiener Wirtschaftskammer appelliert indes für einen einheitlichen Weg der Bundesländer im Umgang mit Weihnachten und dem Silvesterabend. „Jeder will zu Silvester feiern, und wenn er das nicht in Wien kann, wird er ausweichen. Strengere Regeln in Wien würden also nicht nur Umsatzverluste für die Unternehmen bedeuten, sondern auch mehr Gedränge in Lokalen und Hotels außerhalb der Stadtgrenzen“, so Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien. Und weiter: „Wir haben in Wien die zweitniedrigste Bundesländer-Inzidenz. Wir sollten diesen Vorsprung auch nutzen, gerade zu den Festtagen.“
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