Der Gastro Gutschein Neu, sprich das Wiener Weihnachtszuckerl stößt nicht allerorts auf tosenden Beifall und helle Freude. Beinahe das Gegenteil ist der Fall, möchte man meinen. Gastro.News hat in der Wiener Gastronomie nachgefragt, um zu erfahren, ob das Zuckerl am Ende vielleicht eine bittere Pille ist.
Gastro.News hat bei den Gastronomen Berndt Querfeld, Friso Schopper, Vlatka Bijelac, Oliver Jauk und Roland Soyka nachgefragt, um ein erstes Feedback zum Wiener Weihnachtszuckerl zu bekommen (Gastro News berichtete). Natürlich ist jede Art der Unterstützung besser als keine, der große Wurf ist dem Wiener Bürgermeister damit aber nicht gelungen. So zumindest der allgemeine Tenor der Wirtinnen und Wirte:
Berndt Querfeld – Café Landtmann
Die ganze Aktion ist ein „last minute“-Geschenk und ebendiesen fehlt es leider öfter an Kreativität.
Berndt Querfeld
„Das was durch den langen Lockdown mit der Wiener Gastronomie passiert ist, kann mit dem Weihnachtszuckerl auch nicht mehr wett gemacht werden. Für mich handelt es sich dabei um einen gescheiterten Versuch von Ludwig und Ruck, die Wiener Gastronominnen und Gastronomen zu besänftigen. Der alte Gutschein war gut, über den neuen lässt sich allerdings streiten. Denn auch das Budget dahinter ist um ein Vielfaches geringer. Die ganze Aktion ist ein „last minute“-Geschenk und ebendiesen fehlt es leider öfter an Kreativität.“
Friso Schopper – Dosage Bar à Champagne
„Die Wiener Stadtregierung hat sich in der Vergangenheit immer für einen konsequenten Weg der Sicherheit ausgesprochen. Aber die Kontrollen im bereits geöffneten Handel lassen in hohem Maß zu wünschen übrig. Genau wie bei den Friseuren. Da werden zum Teil keine Masken getragen oder nur ein Mundschutz statt dem vorgeschriebenen Mund-Nasenschutz. Mit dem Wiener Weihnachtszuckerl werden die Menschen nun aufgefordert, an zwei Tagen ihren Erledigungen nachzukommen, um dann erst durch Glück in der Lotterie davon zu profitieren. Auch das Prozedere um am dem Ziehungsprozess überhaupt teilzunehmen, ist nicht ohne technische Hürden möglich. Und wer dann doch mitgemacht hat und zu den glücklichen Gewinnern zählt, darf seinen Gutschein in einem der vielen Wiener Gastronomiebetrieben einlösen. An dem Ort, der so gefährlich ist, dass erst eine verzögerte Öffnung vor Weihnachten möglich war. Das muss man sich erstmal einfallen lassen.“
Vlatka Bijelac – beef & glory
„Ich bin über die Tatsache empört, dass die Wiener Wirtschaftskammer und die Stadtregierung die Leute dazu auffordert, an zwei Tagen die Geschäfte zu stürmen. Denn der Virus hält bekanntlich auch an diesen beiden Tagen nicht Winterschlaf.“
Oliver Jauk – Ludwig van
„Wir haben von dem ersten Schnitzel Gutschein kaum bis gar nicht profitiert und das wird sich auch mit dem Wiener Weihnachtszuckerl nicht ändern. Außerdem kommt dieser Versuch, zu helfen viel zu spät. Denn wir mussten bereits die doppelten Gehälter vorstrecken, genau wie die nächste Gehaltsrunde. Ohne finanzielle Unterstützung. Die ersten echten Unterstützungen werden erst im kommenden Jahren kommen, aber das kann für viele zu spät sein. Das Wiener Weihnachtszuckerl verstehe ich daher eher als Werbemaßnahme des Wiener Bürgermeisters, statt echte Hilfe für die Branche.“
Roland Soyka – Stuwer
Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein.
Roland Soyka
„Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, wirklich lächerlich eigentlich. Die Situation ist ja kein Spiel, es hat überhaupt nichts mit der Causa zu tun. Keine Ahnung, was die Personen hinter der Aktion geritten hat. Einerseits sind wir im Lockdown, andererseits motiviert man die Menschen, an den zwei Tagen gezielt einkaufen zu gehen im Wiener Handel. Es ist eine nette Idee, wenn man es aber mal durchgedacht hätte, wäre man draufgekommen, dass ganz andere Dinge notwendiger wären. Die Werkzeuge für gescheite Verbesserungen von der Regierung wären ja da und würden uns auch nach dem Lockdown etwas bringen. Aber daraus jetzt eine Art Tombola zu machen, ist nicht sonderlich schlau.“
Gastro.News hält Sie wie gewohnt über die weiteren Entwicklungen der Branche auf dem Laufenden.