Wien (Culinarius) Im Photoinstitut Bonartes wird bis zum 17. Oktober die Ausstellung „Die herrlichen schwarzen Menschen“ gezeigt.
1925 und 1927 unternahm Hugo Bernatzik (1897-1953), der später als Ethnologe bekannt werden sollte, Reisen in den damals anglo-ägyptischen Sudan. Er war als Jäger und Fotojournalist unterwegs und erkundete mit einer Kamelkarawane und dann mit Schiff und Geländewagen Gebiete um die Quellflüsse des Nil. Mit Fotoapparat und Filmkamera wollte er das „unbekannte und von der westlichen Zivilisation noch unberührte“ Afrika aufspüren und für das Publikum daheim im Bild festzuhalten.
Der außerordentliche Erfolg seines 1930 erschienen Buches „Gari-Gari. Der Ruf der afrikanischen Wildnis“ (etwa 230.000 verkaufte Exemplare) ermöglichte ihm, nicht nur ein Studium der Völkerkunde zu absolvieren, sondern sich fortan Studienreisen in die unterschiedlichsten Teile der Welt zu widmen. Während die anthropologischen Erkenntnisse Bernatziks damals und auch heute in der wissenschaftlichen Welt umstritten sind, ist man sich einig, dass er „fotografische Dokumentationen von beispielloser Qualität“ (André Gingrich) geschaffen hat. Gerade im Sudan, der schon im 19. Jahrhundert durch verschiedene koloniale Mächte schwer gezeichnet war, haben die politischen Wirren der Jahrzehnte seit Bernatziks Reisen die traditionellen Dorfverbände und Lebensweisen zum großen Teil endgültig zerstört.
Die Ausstellung im Photoinstitut Bonartes, das Bernatziks fotografischen Nachlass erworben hat und ihn derzeit erfasst und aufarbeitet, ist dem Beginn dieser rastlosen Reisetätigkeit mit der Kamera gewidmet. Von der Tradition eines romantischen Orientalismus geprägt, ist Bernatziks Blick auf die „Anderen“ gekennzeichnet von Faszination und oftmals Bewunderung für die Schönheit der ihm begegnenden Menschen. Die in „Gari Gari“ immer wieder gebrauchte
Phrase von den „herrlichen schwarzen Menschen“ wollte dieser positiven Einstellung Ausdruck verleihen, die sich auch explizit unpolitisch gerierte. Persönliche Fotoalben, Buchmaquetten oder für Zeitschriftenartikel retuschierte Presse-Prints belegen allerdings den präzisen und gezielten Einsatz der Bilder im populären und wissenschaftlichen Bereich, der – Symptom nicht nur der damaligen Zeit – von einem eurozentristischen Weltbild geprägt war und sich auch zur Untermauerung der Argumentation von „rassenkundlichen“ bzw. rassistischen Urteilen zurichten ließ.Neben einer Auswahl aus den etwa 2000 Fotografien, die alleine von diesen beiden Reisen erhalten sind, und dokumentarischem Material wird in der Ausstellung im Photoinstitut Bonartes auch der Stummfilm gezeigt, den Bernatzik mit seinem Expeditionsleiter Bedrich Machulka (1875-1854) im Sudan gedreht hat und der 1929 in Wien sowie in Prag in die Kinos kam.
Weitere Informationen zur Ausstellung sowie weiteren Vorträgen finden Sie auf der Homepage des Photoinstituts.
Fotocredit: Bonartes